Carl Blechen. Das Einfachste und daher Schwerste

Folgen Sie in unserem Audioguide den Geschichten einzelner Exponate aus der Sonderausstellung „Carl Blechen. Das Einfachste und daher Schwerste“ und lernen Sie den Landschaftsmaler näher kennen.

1. Carl Blechen, Vorfrühling

März 1829

Herzlich Willkommen in der Liebermann-Villa am Wannsee. Schön, dass Sie heute unsere Ausstellung „Carl Blechen. Das Einfachste und daher Schwerste“ besuchen. Carl Blechen (1798-1840) zählt neben Caspar David Friedrich zu den wichtigsten deutschen Landschaftsmalern des frühen 19. Jahrhunderts. Atmosphärische Werke, dramatische Lichtinszenierungen und leuchtende Farben prägen sein Schaffen. Schon zu Lebzeiten wurden seine Bilder hochgeschätzt. Auch Max Liebermann verehrte Blechen und widmete ihm 1921 eine seiner ersten Ausstellungen als Präsident der Berliner Akademie der Künste. Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung waren die Motive von Carl Blechens Italienreise.

Hier stellt er den Park der Villa Borghese dar. Vor dem fast wolkenlosen Himmel erstreckt sich der Park in mildes Licht getaucht. Auf eine naturalistische Weise fing Blechen hier das Bildmotiv ein. Es vermittelt auch eine gewisse Stimmung – nicht die übliche Fröhlichkeit des Frühlings, sondern eher eine nachdenkliche Tristesse. Der Künstler wählte hierfür eher kühle Farben. Auch der hohe Horizont und die überwiegend leere Landschaft mit abgestorbenen Baumstümpfen tragen dazu bei.

2. Carl Blechen, Campagnalandschaft

um 1830

In dieser Campagnalandschaft von Blechen sind die stilistischen Ähnlichkeiten zu Corot besonders gut zu erkennen. Wir sehen hier einen Corot ähnlichen Bildaufbau. In der oberen Bildhälfte dominiert ein eindrucksvoller Wolkenhimmel und im unteren Teil des Bildes weitet sich der Blick in die Landschaft. Auch im lockeren Farbauftrag und im freien Malstil sind Ähnlichkeiten zu erkennen. Dieses Bild zeigt deutlich ein Interesse an den momenthaften Effekten des Lichtes in der Landschaft; ein Thema, das auch für die französischen Vorläufer des Impressionismus zunehmend wichtiger wurde.

3. Carl Blechen, Fort bei Neapel

nach 1829

Bei dieser Darstellung beschäftigte sich Blechen vor allem mit dem brillanten Licht und den leuchtenden Farben. Die starken Hell-Dunkel-Kontraste erinnern an den englischen Landschaftsmaler William Turner. Turner gilt als Erneuerer der modernen Kunst und war der wichtigste Vertreter der englischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Zeitgleich mit Blechen hielt sich auch Turner in Rom auf und stellte dort seine Werke aus. Diese hatten großes Aufsehen erregt und es ist davon auszugehen, dass auch Blechen die Gemälde gesehen hat. Zudem ist es auch gut möglich, dass er dem Engländer persönlich begegnet war und ihn in seinem römischen Atelier besucht hatte.

4. Carl Blechen, Winterlandschaft mit Kieferngruppe

um 1823

Frühe Studienreisen brachten Carl Blechen nach Dresden und in die Sächsische Schweiz. Dort begegnete er den großen Landschaftsmalern wie Johan Christian Dahl und kam vermutlich auch mit Caspar David Friedrich in Kontakt. In diesem Bild der Winterlandschaft mit Kieferngruppe ist eine Nähe zu den Landschaften von Caspar David Friedrich festzustellen. Geheimnisvoll beleuchtet der Mond die Nachtlandschaft und ein einzelner Wanderer mit Kind stampft durch den Schnee.

5. Carl Blechen, Das Mühlental bei Amalfi

nach 1830

Während seiner Italienreise besuchte Blechen das Valle dei Mulini in der Nähe von Amalfi. Die dortigen Papiermühlen und die umliegende Landschaft beeindruckten ihn und er füllte ein ganzes Skizzenbuch mit Zeichnungen. Einige der Skizzen arbeitete er später noch teils in Sepia aus. Sein „Amalfi-Skizzenbuch“ wird heute in der Akademie der Künste in Berlin aufbewahrt und gehört zu den schönsten Erträgen seiner Italienreise. Die hier ausgestellte Darstellung des Mühlentals bei Amalfi führte Blechen in Öl auf Leinwand nach seiner Rückkehr in Berlin aus. Als Vorlage dafür dienten ihm seine gezeichneten Eindrücke vor Ort.

6. Carl Blechen, Berggipfel im Harz

1833

Die Carl-Blechen-Sammlung der Stadt Cottbus wurde im Jahr 1913 gegründet, mit einem Ankauf von elf Werken, die zuerst im Alten Rathaus ausgestellt wurden. In den Folgejahren wurden weitere Werke Blechens und auch seiner Zeitgenossen angekauft. Neben Dahl, Friedrich, Spitzweg und Menzel wurden auch Impressionisten wie Liebermann, Corinth und Slevogt erworben. Auch sogenannte nachimpressionistische Künstler, wie Georg Grosz, Max Pechstein, Erich Heckel und Oskar Kokoschka ergänzten das Sammlungsprofil. Das hier gezeigte Gemälde von Blechens Harzreise wurde 1928 für die Cottbuser Sammlung gekauft. Zu dieser Zeit wurde die Sammlung im Städtischen Museum, direkt neben dem Geburtshaus Blechens, gezeigt.

7. Carl Blechen (zugeschrieben), Höhenzug mit blauen Schatten

ohne Datum

Max Liebermann besaß eine beachtliche Kunstsammlung von über 250 Objekten, unter anderem Hauptwerke von  Eduard Manet, Claude Monet, Paul Cezanne, Vincent van Gogh, Wilhelm Leibl und Adolph Menzel. In seiner Sammlung befanden sich auch mindestens fünf Arbeiten von Carl Blechen. Heute kann nur eines dieser Blechen Werke eindeutig identifiziert werden – die hier gezeigte Ölstudie Höhenzug mit blauen Schatten.

Umsetzung

Redaktion: Viktoria Krieger
Sprecher: Ingo Kays
Fotos: Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz, Carl-Blechen-Sammlung der Stadt Cottbus bei der Stiftung Fürst-Pückler-Museum sowie Privatbesitz