Max Liebermann sitzt in seinem Kaminzimmer, seine Beine sind überkreuzt. In dem Zimmer stehen vier Sessel an einem Rundtisch, darunter liegt ein schwerer Teppich. Die Wände sind mit Gemälden behangen.
Max Liebermann im Kaminzimmer in Wannsee, um 1927, © Max-Liebermann-Gesellschaft

Max Liebermann

Max Liebermann (1847–1935) war einer der bedeutendsten Künstler der Moderne. Anfangs als „Armeleutemaler“ dem Realismus und Naturalismus verschrieben, wird er später zum Vorreiter einer neuen Kunstrichtung, die den Weg in die Moderne ebnet. Er kehrt der offiziellen, kaisertreuen Malerei der Akademie den Rücken und zählt heute neben Max Slevogt und Lovis Corinth zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Impressionismus.

Anfänge und frühe Karriere

Max Liebermann wurde am 20. Juli 1847 als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Textilfabrikanten in Berlin geboren. Nachdem er als Schüler Zeichenunterricht bei Carl Steffeck erhalten hatte, studierte er ab 1868 an der Kunstakademie in Weimar. Hier entstand sein erstes größeres Gemälde, „Die Gänserupferinnen“ (1872), das sich heute in der Sammlung der Nationalgalerie in Berlin befindet. Während seiner Studienjahre in Paris ab 1874 widmete er sich verstärkt dem Leben und der Arbeit der einfachen Leute auf dem Land.

Nachhaltigen Einfluss auf die Malerei Liebermanns übte in dieser Zeit auch die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts aus. Ab 1874 verbrachte der Künstler die Sommermonate regelmäßig in Holland. Im Jahr 1878 zog Liebermann nach München, wo er seine Auseinandersetzung mit ländlichen Motiven intensivierte. Werke wie „Kartoffelernte in Barbizon“ (1875) oder „Die Netzflickerinnen“ (1887/89) führten jedoch zu regelrechten Eklats, da weder der schonungslose Malstil noch die gewählten Sujets den konservativen Zeitgenossen als kunstwürdig erschienen.

ZURÜCK IN BERLIN

Im Jahr 1884 kehrte Liebermann zurück in seine Heimatstadt Berlin und heiratete Martha Marckwald (1857–1943). Im Sommer 1885 wurde das einzige Kind, ihre Tochter Käthe (1885–1952), geboren. In den darauffolgenden Jahren wandte sich Liebermann zunehmend gegen den Akademismus des Kaiserreichs. Bereits 1892 war er Mitbegründer der Künstlergruppe „Vereinigung der XI“, die freie Kunstausstellungen außerhalb des etablierten Kunstbetriebs Berlins anstrebte. Im Jahr 1898 wurde Liebermann Mitbegründer und erster Präsident der Berliner Secession. Nach München und Wien hatte sich in Berlin damit die dritte Gründung dieser Art etabliert. Die Berliner Secession wandte sich gezielt gegen das Kunstverständnis der Preußischen Akademie der Künste und des Vereins Berliner Künstler.

In den 1890er Jahren wandelten sich Liebermanns Bildmotive und sein Malstil: Die Palette hellte sich auf, die Farben wurden leuchtender, er gab nun Szenen des gehobenen Bürgertums den Vorzug. So entstanden in den Sommermonaten in dem holländischen Badeort Noordwijk Strand- und Reiterbilder, während der Künstler sich in Berlin zu einem gefragten Porträtmaler entwickelte.

1909 erwarb die Familie eines der letzten noch freien Grundstücke in der sog. „Colonie Alsen“ am Wannsee. Hier ließ sich Liebermann von Paul Otto Baumgarten ein Sommerhaus errichten. Den Garten plante sein Freund Alfred Lichtwark (1852–1914), Direktor der Hamburger Kunsthalle, im Sinne der „Gartenreform“. Zahllose Gemälde aus der Zeit ab 1910 verdeutlichen, wie fruchtbar die vielen sommerlichen Aufenthalte am Wannsee für Liebermanns Kunst wurden.

SPÄTE JAHRE

1920 wurde Liebermann zum Präsidenten der Preußischen Akademie berufen. Trotz dieser hohen Ehre verliefen seine letzten Lebensjahrzehnte jedoch alles andere als ungetrübt. Der Antisemitismus, mit dem er zeitlebens zu kämpfen hatte, spielte nach dem ersten Weltkrieg eine zunehmende Rolle in der deutschen Gesellschaft. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 zementierte diese äußerst bedrohliche Entwicklung. Max Liebermanns Tod im Februar 1935 wurde offiziell mit Stillschweigen übergangen und nur wenige Menschen wohnten der Trauerfeier bei. Als jüdischer Künstler wurde seine Kunst aus deutschen Museen entfernt, die Tochter Käthe musste mit ihrer Familie ins Ausland flüchten. Martha Liebermann jedoch blieb in Berlin zurück und entzog sich durch Freitod 1943 der unmittelbar bevorstehenden Deportation.

Nach dem zweiten Weltkrieg blieb Max Liebermann als Repräsentant einer vergangenen Zeit lange vergessen. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann sich ein breiteres Interesse zu regen. Die 1995 gegründete Max-Liebermann-Gesellschaft setzt sich zum Ziel, in seiner Villa am Wannsee an das Wirken und die Welt dieses großen Künstlers zu erinnern. 2006 konnte das Haus als Museum eröffnet werden, seither erfreut es sich als Ort des Andenkens an diese außergewöhnliche Persönlichkeit und als eine Stätte der Versöhnung mit der deutschen Vergangenheit großer Beliebtheit.

Vermittlung

Hintere Fassade der Liebermann-Villa mit großer Terrasse und weißen, lila und roten Blumen im Vordergrund
© sevens[+]maltry, Potsdam

Öffentliche und buchbare Führungen

Tauchen Sie ein in die Welt Max Liebermanns. Unsere ehrenamtlichen Gästeführer*innen zeigen Ihnen das Anwesen und machen auf so manches Detail aufmerksam.

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Der Künstler sitzt mit dem Rücken zu den Betrachtenden auf einem Stuhl vor einer Leinwand und malt. Er befindet sich in seinem Atelier, um ihn herum stehen einige weitere Gemälde.
Max Liebermann, Der Künstler in seinem Atelier in Wannsee, 1932, Privatsammlung

Liebermann für Kids

Spielerische Aktivitäten für Zuhause und zum Selbermachen gesucht? Mit spannenden Aufgabenblättern können Kinder Max Liebermanns Dackel Männe folgen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Jetzt kreativ werden

Publikation

Der Jubiläumskatalog unserer Ausstellung „Wir feiern Liebermann!“ wirft einen frischen Blick auf Max Liebermanns umfassendes Werk. Der Katalog ist im Museumsshop und online erhältlich.

„Wir feiern Liebermann! Leihgaben aus deutschen Sammlungen zu 25 Jahren Max-Liebermann-Gesellschaft“
Hrsg.: Dr. Lucy Wasensteiner
240 S. mit über 70 farbigen Abb.
€ 36,00

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Digitale Angebote

Max Liebermann zeichnet auf einem Blatt Papier. Der Fotoausschnitt zeigt nur seine Hände, in der rechten hält er einen Stift.
Käthe Augenstein, Max Liebermann zeichnet, 1929, © Max–Liebermann–Gesellschaft

Online-Ausstellung

Begleitend zur Ausstellung vor Ort und erfahren Sie mehr über Max Liebermann, seine kulturpolitische Karriere sowie seine künstlerische Entwicklung in unserem neuen Online-Format.

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Das Gemälde zeigt den Blick auf die Frontseite der Liebermann-Villa, der Weg dorthin ist gesäumt von blühenden Beeten.
Max Liebermann, Blick auf den Eingang des Landhauses, um 1930, aus dem Nachlass Gretchen Whitman, © Max–Liebermann–Gesellschaft

Audioguide

Ergänzend zum Besuch der Liebermann-Villa bieten wir online einen Gemälderundgang zum Hören mit vielen Informationen zum Leben und Werk von Max Liebermann an.

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Eine Frau mit brauner Bauernkleidung zieht eine schwarzweiße Ziege an einem Strick hinter sich her. Neben ihr läuft eine weitere schwarzweiße Ziege. Die Frau marschiert auf einem Trampelpfad auf den Dünen und ist mit dem Rücken zugewandt. Der Himmel ist blau.
Max Liebermann, Frau mit Geißen in den Dünen, 1890, Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Neue Pinakothek, München, Inv. Nr. 7815, © CC BY-SA 4.0

Blog der Liebermann-Villa

Zur Jubiläumsausstellung „Wir feiern Liebermann!“ (4. Oktober 2020 bis 21. Juni 2021) sammelten wir Gastbeiträge von Museumsexpert*innen zu Liebermann-Werken auf dem Blog der Liebermann-Villa. Die vielseitigen Artikel geben Einblicke in die Provenienz-, Sammlungs- und Ausstellungsgeschichte zu Max Liebermann.

Zum Blog
Ausschnitt eines in dunklen Farben gehaltenen Selbstporträts von Max Liebermann vor einer Staffelei stehend.
Max Liebermann, Selbstbildnis im Anzug vor der Staffelei, 1923, Privatsammlung

Digitale Max-Liebermann-Führungen

In unseren YouTube-Videos zur Jubiläumsausstellung „Wir feiern Liebermann!“ zeigt unsere wissenschaftliche Volontärin Viktoria Bernadette Krieger eine Auswahl von Max Liebermanns Selbstbildnissen sowie einige seiner Holland- und Gartenbilder.

Zu den YouTube-Videos

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