Wenn Bilder sprechen

Folgen Sie unseren Provenienzforscherinnen im Audioguide und erfahren Sie mehr über das Projekt, die untersuchten und noch offenen Fälle. For English please follow this link.

Einführung

Herzlich willkommen in unserer Ausstellung Wenn Bilder sprechen. Provenienzforschung zur Sammlung der Liebermann-Villa. Wir freuen uns sehr, dass Sie uns heute besuchen. Im Folgenden geben wir, die Provenienzforscherinnen, Einblicke in unsere tägliche Arbeit.

Quellen und Werkzeuge für die Provenienzforschung

Will man die Provenienz eines Kunstwerkes aufdecken, so steht an erster Stelle das physisch existierende Kunstobjekt selbst. Zu Beginn unseres Projektes haben wir eine gründliche Objektautopsie durchgeführt. Im Rahmen dessen haben wir von insgesamt 150 Werke – darunter Ölbilder, Papierarbeiten, Bücher und Grafikmappen – die Maße genommen und sorgfältig auf Provenienzmerkmale hin untersucht.

„Gerechte und faire Lösungen“

Nach der sogenannten Washingtoner Erklärung von 1998 sollen für die Rückgabe von NS-Raubgut angemessene Lösungen gefunden werden. Bei den „Washington Principles“ handelt es sich um eine internationale Absichtserklärung, die jedoch nicht rechtlich bindend ist für die einzelnen Staaten.

Genealogische Forschung als Hilfswissenschaft der Provenienzforschung

Die Familienforschung ist ein zentrales Hilfsmittel der Provenienzforschung. Im Falle eines Raubkunstverdachts helfen genealogische Forschungen, um Besitzverhältnisse eines Kulturguts zu rekonstruieren und die rechtmäßigen Erbinnen und Erben zu identifizieren. Im Laufe unserer Recherchen haben wir nach Vorbesitzerinnen sowie Vorbesitzern gesucht und weiteren beteiligten Personen, welche maßgeblich beim Verkauf involviert waren. Bei den Erstrecherchen haben wir Plattformen wie www.ancestry.de oder www.geni.com zur Orientierung genutzt.

In Liebermanns Worten

Conrad Felixmüller, dem Urheber dieses hier ausgestellten ausdrucksstarken Liebermann-Porträts, dankte der Porträtierte außerordentlich. Im Folgenden rezitieren wir genau diesen Dankesbrief Max Liebermanns vom 6. Februar 1926 an seinen jüngeren Kollegen.

Provenienzforschung von Büchern und der Arbeitskreis Provenienzforschung

Die Provenienzforschung untersucht neben Gemälden, Arbeiten auf Papier auch die Herkunftsgeschichte von Büchern. Das NS-Raubgut, das sich heute in öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland befindet, umfasst immense Konvolute von Büchern. Der serielle Charakter stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Bücher lassen sich oft erst dann eindeutig identifizieren, wenn darin Vermerke vorgenommen wurden und diese auch entschlüsselt werden können. Ein Stempel, handschriftliche Notizen oder ein Exlibris können ebenfalls zu den rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümern führen.

Die Cassirers und Liebermann

Die Vettern Bruno und Paul Cassirer eröffneten am 1. November 1898 im Berliner Tiergartenviertel die Bruno & Paul Cassirer, Kunst- und Verlagsanstalt. Dieser Kunstsalon war ausschlaggebend, um die Werke Max Liebermanns auf dem deutschen Kunstmarkt zu etablieren. In der Galerie war er als Kunstschaffender und Kunstsammler zugleich vertreten. Er erwarb dort Werke für seine eigene Sammlung französischer Impressionisten.

Herausforderungen für die Provenienzforschung

Bei den Provenienzrecherchen der hier gezeigten Werke sind wir auf verschiedene Herausforderungen gestoßen. Zum einen ist die Quellenlage komplex durch nicht zugängliche Archivalien oder nicht aktualisierte Werkverzeichnisse. Zum anderen verhindert oftmals der Verbleib von Werken über Jahrzehnte in Privatbesitz eine lückenlose Rekonstruktion der Provenienz. Dies liegt daran, dass kaum Informationen zu privaten Sammlungen vorhanden sind. Erschwerend kommt der Datenschutz hinzu. An- und Verkauf im Kunsthandel werden oftmals geheim gehalten, sodass große Provenienzlücken entstehen können.

Produktion

Texte, Redaktion, Sprecherinnen: Alice Cazzola, Viktoria Krieger
Produktion: Studio Brod, Berlin