Gemälde mit mehreren Personen in altertümlicher Kleidung, die sich um einen kleinen Jungen beugen, der etwas zu erklären scheint.
Max Liebermann, Der zwölfjährige Jesus im Tempel, 1879, Hamburger Kunsthalle, Foto: Elke Walford, bpk

Der Jesus Skandal

Ein Liebermann Bild im Kreuzfeuer der Kritik

Max Liebermann wandte sich mit dem Gemälde Der zwölfjährige Jesus im Tempel einem in derdamaligen Zeit äußerst beliebten Bildmotiv zu, für das es berühmte Vorbilder gab.

Über die Ausstellung

Die Idee zum Bild hatte er 1876 auf einer Hollandreise. Dort zeichnete er erste Skizzen und malte eine Interieurstudie der Amsterdamer Synagoge, die als Schauplatz der Szene dienen sollte. Eine Reise nach Venedig im Herbst 1878 lieferte neue Anregungen. Vollendet wurde das Bild 1879 in München, wo sich Liebermann im Jahr zuvor niedergelassen hatte.

Das Gemälde wurde 1879 auf der Internationalen Kunstausstellung in München ausgestellt und löste einen Skandal aus. Durch die heftigen Reaktionen in der Presse sah Liebermann sich gezwungen, die ursprüngliche Fassung zu übermalen. Dabei veränderte er vor allem die Gestaltung des Jesusknaben und stellte ihn nun als niedliches, stupsnasiges Kind mit goldenem Haar dar.

In dieser überarbeiteten Fassung gelangte das Bild um 1884 in den Besitz Fritz von Uhdes und wurde nach dessen Tod 1911 durch Alfred Lichtwark für die Hamburger Kunsthalle angekauft.

Der Skandal um den Zwölfjährigen Jesus im Tempel hatte Max Liebermann so stark erschüttert, dass er in den nächsten dreißig Jahren kaum religiöse Themen malte. Erst 1911 konnte er rückblickend feststellen, dass sein „Jesus der Anlaß der neureligiösen Malerei“ geworden war.

Bildnachweis

Max Liebermann, Der zwölfjährige Jesus im Tempel, 1879, Hamburger Kunsthalle, Foto: Elke Walford, bpk