Hans Meid, Begrüßung auf Cypern, 1911, Radierung, Hans-Meid-Stiftung, Ausstellungsansicht in der Liebermann-Villa, 2022

In Liebermanns Fußstapfen

Die Grafik Hans Meids

Anlässlich der Sonderausstellung „Schwarz-Weiß. Liebermanns Druckgrafik“ zeigt die Liebermann-Villa am Wannsee im ehemaligen Speisezimmer eine Gruppe von Radierungen von Hans Meid (1883–1957), ein Protegé von Max Liebermann.

Über die Ausstellung

Die Wege von Meid und Liebermann haben sich mehrfach gekreuzt. Meid erlebte 1910/11 seinen künstlerischen Durchbruch in der von Liebermann angeführten Berliner Secession. Der Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer gilt als Bindeglied. 1914 bewirkte Liebermann beim Kriegsministerium Meids Versetzung von der Ostfront nach Berlin in die kartographische Abteilung des Stellvertretenden Generalstabs. 1927 wurde Meid auf Vorschlag des Akademiepräsidenten Liebermann zum Mitglied dieser Institution ernannt. Während Liebermann im Jahr 1933 gezwungenermaßen aus der Akademie austrat, wurde Meid dort 1934 Vorsteher eines Meisterateliers für Grafik.

Hans Meid war der Schilderer tagheller Heiterkeit, aber auch nächtlichen Schattendaseins; er fühlte sich zu Hause im expressiven Pathos des Barocks, in der überschwänglichen Lebensfreude des Rokokos wie in der existenziellen Abgründigkeit der Romantik. Mit den Augen Meids entfalten sich arkadische Schönheit, geheimnisvolle Begebenheiten und menschliche Leidenschaft. Sein Radierstil zeichnet sich im Sinne des Impressionismus durch eine malerische Wirkung aus. Wie Liebermann setzte er einen leichten, oft sparsamen Strich ein, andererseits entwickelte er eine Vorliebe für das Clair-obscur, ein extremes Licht- und Schattenspiel. Ganz eigen ist ihm eine streng umgrenzte Thematik, die sich um Liebespaare, Akte, Badende, Reitende oder Flanierende rankt und einer Welt jenseits der Realität entspringt.

Unser herzlicher Dank gilt der Hans-Meid-Stiftung für die Leihgabe des Illustrationszyklus von Hans Meid zu Othello von William Shakespeare, aus dem Jahr 1911.