Bunte Strandbadszene mit vielen unterschiedlichen Personen am Ufer und im Wasser in Bade- und Sraßenkleidung oder nackt.
Heinrich Zille, Berliner Strandleben, 1912, Stiftung Stadtmuseum Berlin

Streit am Wannsee

Von noblen Villen und Strandbadfreuden

Die Villenkolonien rund um den Wannsee gehörten Ende des 19. Jahrhunderts zu den beliebtesten Orten des Berliner Großbürgertums. Bankiers, Industrielle und Unternehmer ließen sich Villen und Sommerresidenzen am Wannsee bauen, um der Hitze und dem Lärm der schnell wachsenden Großstadt zu entfliehen. Für viele Künstler, darunter Max Liebermann, wurde das Haus im Grünen zu einer wichtigen Inspirationsquelle ihres künstlerischen Schaffens. Auch Maler wie Philipp Franck oder Hugo Vogel nahmen sich Villen und Gärten der Kolonie zum Motiv.

Doch die Vornehmen und Reichen waren nicht die einzigen, die den Wannsee für sich entdeckten. Mit der Eröffnung der Wannseebahn 1874 rückte der See für Ausflügler aller gesellschaftlichen Schichten in erreichbare Nähe. Spätestens 1907, als das Baden am Wannsee offiziell zugelassen wurde, gab es kein Halten mehr. Aus den Mietskasernen der Hauptstadt strömten die Badegäste zu Tausenden in den Südwesten Berlins. Der vielleicht bekannteste Chronist des Berliner Strandbadlebens war der Künstler und Graphiker Heinrich Zille, der in zahlreichen Zeichnungen das muntere Treiben rund um das Strandbad Wannsee verewigte.

Über die Ausstellung

Den vornehmen Villenbesitzern wurde der Trubel am Wannsee schnell zu viel. Im Januar 1912 schickte eine Gruppe von 28 Absendern einen Protestbrief an die königliche Regierung in Potsdam. Das Problem: das „ruhestörende Geräusch“ aus dem Strandbad und den naheliegenden Restaurants, das vor allem durch oft zeitgleich stattfindende Militärkonzerte entstand. Im Brief hieß es: „…die seit einiger Zeit … im Familienbade eingerissenen Zustände machen … eine geistige Konzentration oder ein Ausruhen unmöglich“.

Zu den Unterzeichnern des Briefes zählten unter anderem der Verleger  Fritz Springer, der Chemiker Franz Oppenheim, der Kommerzienrat Paul Herz und der Maler Max Liebermann.

Die Ausstellung in der Liebermann-Villa untersucht den „Streit am Wannsee“ unter künstlerischem Aspekt. Sie zeigt die beiden Auffassungen vom Wannsee, die unterschiedlicher nicht sein könnten: einerseits als Rückzugsort für die Berliner Oberschicht und als „Badewanne“ für die bodenständige Berliner Bevölkerung andererseits.

Mit Werken von Heinrich Zille, Max Liebermann, Philipp Franck, Hugo Vogel, Paul Paeschke u.a.

Bildnachweis

Heinrich Zille, Berliner Strandleben, 1912, Stiftung Stadtmuseum Berlin