Eine breite Allee in gedeckten Farben. Der breite Weg wird von hohen Bäumen mit großen Baumkronen umgeben. Im Hintergrund Eine Allee in gedeckten Farben. Die breite Straße wird von hohen Bäumen, deren Baumkronen die obere Hälfte des Bildes füllen, umgeben. Im Hintergrund befinden sich einige Personen.

Nach 95 Jahren zurück am Wannsee

19.6.2018 von Dr. Martin Faass

Die „Große Seestraße“ von 1923

Am 10. Juni haben wir bei bestem Wetter unsere diesjährige Sommerausstellung, „Max Liebermann und Paul Klee. Bilder von Gärten“ eröffnet. Schirmherrin der Ausstellung ist die Schweizer Botschafterin in Berlin, Christine Schraner Burgener, die Anfang Mai 2018 zur Sondergesandten der UNO für Myanmar ernannt wurde. Trotz ihrer neuen Aufgabe hat es sich Frau Schraner Burgener nicht nehmen lassen, die Ausstellung persönlich zu eröffnen. Sie hatte sich darüber hinaus eine ganz besondere Überraschung für die Eröffnung überlegt: Sie übergab das Liebermann-Gemälde „Große Seestraße“ von 1923 aus dem Besitz der Schweizer Botschaft als Dauerleihgabe an die Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin.

Enthüllung des Gemäldes “Die große Seestraße” im ehemaligen Atelier Max Liebermanns in Wannsee

Das Gemälde „Große Seestraße“ hing seit 1948 in den Räumen der Schweizer Botschaft nahe dem Reichstag. Besitzer war der damalige Schweizer Gesandte, François de Diesbach, der als Leiter der „Heimschaffungsdelegation“ der Schweiz in Berlin tätig war. Er hatte das Werk im Dezember 1948 im Auktionshaus Leo Spik für sich gekauft. Er verstarb kurz darauf, 1949, bei einem tragischen Segelunfall auf dem Wannsee. Seine Frau, eine Engländerin, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks in Großbritannien aufhielt, kehrte nicht mehr nach Berlin zurück und erbat durch die Zusendung einer Liste, die persönlichen Gegenstände ihres Mannes zurück. Das Gemälde war nicht darauf verzeichnet. Daher verblieb es im Gebäude der Schweizer Botschaft. Die Witwe von Herrn de Diesbach verstarb 1984 und hinterließ keine Kinder. Über viele Jahre hing das Gemälde in der Botschaft. Zwischenzeitlich wurde es sogar mit einer Inventarnummer des Schweizer Bundesamtes versehen. Der originale Rahmen des Gemäldes ist leider nicht mehr erhalten. Der heutige Rahmen ist aus dem Jahr 2011.

Die UNO Sondergesandte Christine Schraner Burgener, Dr. Martin Faass, Dr. Hans Gerhard Hannesen (1. Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft) und Viktor Vavricka von der Schweizer Botschaft

Das Gemälde „Große Seestraße“ zeigt eine Ansicht der von hohen Eichen gesäumten Straße Am Großen Wannsee, an die der Staudengarten des Liebermann-Grundstücks grenzt. Bei der Übernahme ihres Amts als Botschafterin in Berlin entdeckte Frau Schraner Burgener das bedeutende Liebermann-Gemälde in den Amtsräumen. Sie war sich sofort bewusst, dass dieser besondere Schatz einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden muss. Kein Ort war in ihren Augen hierfür besser geeignet als die Liebermann-Villa am Wannsee, wo das Werk einst entstanden war. Bei einem persönlichen Gespräch, das im Vorfeld eines Dinners zugunsten unserer Ausstellung „Max Liebermann und Paul Klee. Bilder von Gärten“ in den Räumen der Botschaft stattfand, eröffnete mir Frau Schraner Burgener ihre großherzige Absicht im Januar 2018. Am 10. Juni war es dann endlich soweit. Nach einer wissenschaftlichen Prüfung der Provenienz und einem Beschluss des Berner Bundesrates konnte das Gemälde „Große Seestraße der Liebermann-Villa als Leihgabe übergeben werden, wo es fortan einen prominenten Platz in unserer ständigen Sammlung einnehmen wird. Die Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin dankt für diese großherzige Geste.