Über die Ausstellung
Carl Blechen (1798-1840) zählt neben Caspar David Friedrich zu den bedeutendsten deutschen Landschaftsmalern des frühen 19. Jahrhunderts. Atmosphärische Werke mit dramatischen Lichtinszenierungen, leuchtenden Farben und geheimnisvollen Bildmotiven prägen sein Schaffen. Schon zu Lebzeiten wurden seine Bilder hochgeschätzt. Sowohl die Akademie der Künste als auch die Nationalgalerie bauten kurz nach Blechens Tod wichtige Sammlungen seiner Arbeiten auf. 1913 gründete seine Heimstadt Cottbus eine inzwischen umfassende Blechen-Sammlung, die heute in der Stiftung Fürst-Pückler-Museum – Park und Schloss Branitz aufbewahrt wird. Auch große Ausstellungen um die Jahrhundertwende, in denen er mit bemerkenswerten Arbeiten prominent vertreten war, betonten sein künstlerisches Ansehen.
Als Max Liebermann im Oktober 1920 Präsident der Berliner Akademie der Künste wurde, widmete er eine seiner ersten Ausstellungen dem Gesamtwerk Blechens. Etwa 80 Jahre nach Blechens frühem Tod versammelte Liebermann im Herbst 1921 rund 120 Werke des Malers in den Räumen der Akademie am Pariser Platz. In seinem begleitenden Ausstellungstext bekräftigt Liebermann Blechens große Wirkung:
„Einer der wenigen Auserwählten […] der nicht nur zu den Besten seiner Zeit gehörte – und als solcher übrigens von seinen Zeitgenossen eingeschätzt wurde […] – sondern der auch auf die Besten seiner Zeit […] einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hatte.“
Max Liebermann lobte vor allem die Studien von Blechens Italienreise 1828-1829, die er als klare Vorläufer des Impressionismus ansah. In diesen Bildern sei es dem Künstler gelungen, so Liebermann, seine subjektive Wahrnehmung in ein naturalistisches Bild „hineinzumalen“, wie er in seinem Ausstellungstext weiter ausführte:
„Die Studien, die er von [Italien] mitbringt (oft im kleinsten Format) geben das Höchste, was ein Maler zu geben hat, sie geben das wieder, was Blechen gesehen hat: Das Einfachste und daher Schwerste.“
Zum 100-jährigen Jubiläum der Akademieausstellung 1921 zeigt die Liebermann-Villa am Wannsee ab 17. Oktober 2021 eine Auswahl von Blechens Werken aus der Sammlung der Stiftung Fürst-Pückler-Museum in Cottbus. Ausgehend von der historischen Ausstellung werden neben der Präsentation dieser besonderen Studien und Werke Blechens seine künstlerischen Einflüsse auf Max Liebermann genauer beleuchtet: Was schätzte Liebermann an Blechen? Welche Bedeutung hat der Cottbuser Landschaftsmaler für die Entwicklung der modernen Malerei? Wie fügt sich Liebermanns Einschätzung in die lange und wechselhafte Rezeptionsgeschichte des Landschaftsmalers zwischen Romantik, Moderne und Nationalsozialismus ein?