Fig.3 Ilya Repin, Ein ukrainisches Mädchen an einem Weidenzaun, 1876, Lettisches Nationales Kunstmuseum, Riga

Die Kunst der Ukraine: Ilya Repin

31.5.2022 von Oleksandra Sakorska

Blogreihe zur künstlerischen Tradition der Ukraine

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Dank der Förderung der UKRAINE-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung war es uns Anfang April 2022 möglich, eine neue Stelle für die ukrainische Kunsthistorikerin Oleksandra Sakorska zu schaffen. Sie arbeitete zuvor am Khanenko National Museum of Art in Kiew und unterstützt uns nun im Bereich Ausstellungen und Forschung als wissenschaftliche Volontärin.

In dieser neuen Blogreihe wird uns Oleksandra Sakorska einige der wichtigsten und interessantesten Namen der ukrainischen Kunstgeschichte ab dem späten 19. Jahrhundert vorstellen. Diese Reihe entdeckt Künstlerinnen und Künstler, welche innerhalb der Grenzen der heutigen Ukraine geboren wurden und erforscht deren Verbindungen zur ukrainischen Geschichte, Musik, Literatur und Gesellschaft.

Viele dieser Namen waren in der Sowjetzeit unterdrückt worden und sind außerhalb der heutigen Ukraine weitgehend unbekannt. In dieser Reihe, möchten wir untersuchen wie sich die kulturelle ukrainische Identität durch die Gründung der Sowjetunion änderte und dies damit verbinden, wie sich kulturelle Diskurse und Identität durch den gegenwärtigen Krieg wieder ändern könnten. Wir freuen uns im Rahmen dieser Blogreihe mehr über die faszinierende künstlerische Tradition der Ukraine zu erfahren!

Ilya Repin

Ilya Repin (1844, Tschugujew, Provinz Charkiw – 1930, Kuokkala, Finland- heute Russland) wurde in eine ukrainische Familie, kossakischen Ursprungs, in der Stadt Tschugujew geboren, im heutigen Nordosten der Ukraine. Seine Geburtsstadt liegt östlich von Charkiw und bildet das Herz der historischen Region „Sloboda-Ukraine“. In den Anfangsjahren bemalte und verzierte er Ostereier (pysanky) und näherte sich auf diese Weise der Kunst. Das Verzieren von Ostereiern war und ist bis heute sehr beliebt in der Ukraine. Repins erster Kunstlehrer war ein örtlicher ukrainischer Ikonenmaler. Weitere frühe Einflüsse waren die traditionellen ukrainischen Epen (Dumas) und die Poesie vom Taras Shevchenko (1814–1861) – ein berühmter ukrainischer Schriftsteller, Künstler und Politiker, Volkskundler und Ethnograf, den Repin später auch porträtieren sollte.

Abb. 1 Ilya Repin, Porträt von Taras Shevchenko, 1888, Nationales Museum Taras Shevchenko, Kiew

Studium in St. Petersburg und Paris

Repin setzte seine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie in St. Petersburg fort. Bereits zu dieser Zeit widmete er sich spezifisch ukrainischen Themen. Von 1873 bis 1876 bereiste er Italien und ließ sich anschließend in Paris nieder. Hier begegneten ihm einige Werke des französischen realistischen Malers Gustave Courbet und er lernte den französischen Impressionismus näher kennen. Vor allem Edouard Manet beeindruckte Repin und inspirierte ihn, sodass er dessen Stil zu imitieren begann. Doch auch in Paris waren in Repins Werk weiterhin ukrainische Bildthemen präsent: Aus dieser Zeit stammen zwei Porträts mit Ukraine-Bezug „Das ukrainische Mädchen“ und „Ein ukrainisches Mädchen an einem Weidenzaun“.

Abb. 2 Ilya Repin, Das ukrainische Mädchen, 1875, Puschkin-Museum, Moskau

 

Abb. 3 Ilya Repin, Ein ukrainisches Mädchen an einem Weidenzaun, 1876, Lettisches Nationales Kunstmuseum, Riga

Die Rückkehr in sein Heimatland

Nach seinem Aufenthalt in Paris kehrte Repin 1876 in die Ukraine zurück. Dieses Jahr, 1876–77, war eines der glücklichsten im Leben des Künstlers: Sein einziger Sohn wurde geboren und Repin selbst erlebte eine schöpferische Wiedergeburt. Mit Begeisterung nahm er das Leben und die Gewohnheiten in den ukrainischen Provinzen in sich auf. Einmal rief er freudig aus: „Wie reizend! Welch eine Wonne! […] Nur ukrainische und Pariser Mädchen wissen sich wirklich geschmackvoll zu kleiden”. Das Resultat dieser Begeisterung und sein umfassendes Interesse zeigt sich beispielsweise in dem 1881 fertiggestellten Gemälde „Das Fest“, das eine Gruppe ukrainischer Volkstänzerinnen zeigt.

Abb. 4 Ilya Repin, Das Fest, 1881, Tretjakow-Galerie, Moskau

Sein unerschöpfliches Interesse an der ukrainischen Geschichte und Kultur inspirierte ihn zu ambitionierten Projekten wie dem 1878 begonnenen großformatigen Historiengemälde „Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief“, das erst 13 Jahre später, 1891, vollendet wurde. Bei diesem monumentalen Werk voller Details war der Künstler auch von den Veröffentlichungen des ukrainischen Historikers Mykola Kostomarow (1814–1885) inspiriert, der sich in seinem Werk auf Voltaire und dessen Behauptung bezieht, dass „die Ukraine immer danach gestrebt hat, frei zu sein”. Das Gemälde wurde auf der „Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken Aller Nationen im Königlichen Glaspalaste 1895“ und in demselben Jahr auch in Budapest mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Abb. 5 Ilya Repin, Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief, 1891, Russisches Museum St. Petersburg

 

Abb. 6 Ilya Repin, Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief, 2. Fassung, 1893, Kunstmuseum Charkiw

Als Mitglied der „Peredwischniki” (einer Künstlerkooperative, die gegen akademische Restriktionen der Kaiserlichen Kunstakademie Petersburg protestierte) reiste Repin 1880 in Begleitung seines Schülers Valentin Serov (1865–1911) durch die Ukraine. Gemeinsam skizzierten sie Waffen und Kostüme, porträtierten die Einheimischen und malten Landschaften. Diese sammelte Repin in einem Skizzenbuch, welches er als „Kleinrussische Typen“ betitelte. Diese Zeichnungen verwendete er später für sein Gemälde „Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief“. Repin ging auch im Kachanivka-Palast (Provinz Tschernihiw) ein und aus, dem Wohnsitz des berühmten ukrainischen Sammlers V.V. Tarnovskyi (1837–1899). Auch Persönlichkeiten wie Nikolai Gogol, Taras Shevchenko, Mikhail Vrubel und Mikhail Glinka gehörten zu den Besuchern von Tarnovskyi in dieser Zeit.

Abb. 7 Ilya Repin, Ukrainisches Bauernhaus, 1880, Nationalmuseum Kiewer Kunstgalerie

 

Abb. 8 Ilya Repin, Auf der Fährte, 1881, Kunstmuseum Samara

Als weiteres Meisterwerk von Repin zählt das Gemälde „Unerwartete Heimkehr“ von 1884 – ein Werk mit tiefem psychologischem Wert. Abermals finden sich auch hier im Spätwerk spezifisch ukrainische Motive, wie etwa ein Porträt von Taras Shevchenko.

Abb. 9 Ilya Repin, Unerwartete Heimkehr, 1884, Tretjakow-Galerie, Moskau

Der Umzug nach Finnland

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts fühlte sich Repin zunehmend unwohl in der Ukraine angesichts des wachsenden russischen Nationalismus. Nachdem Finnland 1917 unabhängig geworden war, zog er daher dorthin und blieb dort bis zu seinem Tod. Obwohl die Sowjets ihn baten, in die UdSSR zurückzukehren, lehnte er ihr Angebot ab. 1930 verstarb Repin und wurde auf dem Grundstück seines Elternhauses beigesetzt. Auf der Staffelei des Künstlers fand sich das unvollendete Gemälde „Hopak“ und eine abgenutzte Kopie der Gedichtsammlung „Kobsar“ von Taras Schewtschenko. Das Haus des Künstlers ist heute ein Museum, das dem Künstler selbst gewidmet ist und sich in Repino in der Nähe von Sankt Petersburg befindet. Der Ort Repino – ehemals Kuokkala – war anlässlich seines berühmten Einwohners 1948 umbenannt worden. Acht Jahre zuvor war Kuokkala im Zuge des finnisch-sowjetischen Winterkriegs in die Hände der Sowjetunion gefallen.

Abb. 10 Ilya Repin, Hopak, 1927, Privatsammlung

Verbindung zu Max Liebermann

Sowohl Liebermann als auch Repin gehörten dem Patronatskomitee der Zweiten Internationalen Kunstausstellung in Venedig [Biennale von Venedig] im Jahr 1897 an. Der russische Saal auf der Biennale in diesem Jahr ging als wichtiges frühes Zeugnis für russische Kunst in Italien in die Geschichte ein. Laut der Jury war Repins Gemälde „Duell“ das Werk, das am stärksten kritisiert wurde und das die meisten divergierenden Meinungen hervorrief.

Abb. 11 Ilya Repin, Duell, 1896, Privatsammlung, Vereinigte Staaten
(aus demr Zeitschrift L’Illustrazione italiana, XXIV, 43, 1897, S. 265)

Der Kritiker Achille de Carlo schrieb 1897 über die Ausstellung: „Das künstlerische Temperament der Russen ist vielleicht das zarteste und vollkommenste; denn zu der südlichen Farbe und Inbrunst gesellen subtile Fantasie, die neutralen Abstufungen des nördlichen Volkes, die große Naivität der jungen Nation und die Fähigkeit, sich zu assimilieren, indem sie aus jeder Schule das Beste auswählt, ohne ihr zu folgen oder sie sklavisch zu imitieren. Gewiss, sie haben immer noch etwas Barbarisches an sich; sie sind ein wenig aufgeblasen, sie genießen all jene Effekte und Kontraste, wie es Kinder oder primitive Menschen tun; neben Gedanken und tiefsinnigen Ideen findet man eine Naivität, die an Konventionalität grenzt.“

Abb.12 Denkmal für Ilya Repin, 1984, Kiew

Eine andere interessante Verbindung zwischen Liebermann und Repin wird deutlich, wenn man das Leben der beiden genauer in Augenschein nimmt. Beide beteiligten sich 1900 an einer von der Illustrierten Bibelgesellschaft herausgegebenen niederländischen Bibelausgabe. Sie schufen Zeichnungen für „De Geïllustreerde Bijbel“ (Die Illustrierte Bibel, 1900). Diese enthielt 100 Heliogravüre-Tafeln von 27 Künstlern aus aller Welt und wurde von dem britischen Maler und Illustrator Walter Crane gestaltet.

Abb. 13 Titelblatt der Geïllustreerde Bijbel, Van Holkema & Warendorf, gestaltet von Walter Crane, Amsterdam 1900

 

Abb. 14 Nach einer Zeichnung Max Liebermanns: Paulus und die Natter (Apostelgeschichte XXVIII.5.), aus: Crane (1900), Band 3, Bl. 89

 

Мистецтво України: Ілля Рєпін

На початку квітня 2022 року Вилла Ліберман створила в нашій команді посаду для нового помічника куратора Олександри Сакорської, яка попередньо десять років працювала в Національному музеї мистецтв імені Б. та В. Ханенків в Києві. За цю можливість ми завдячуємо Мистецькому фонду Ернста фон Сіменса та його програмі фінансування України.

У новоствореній серії блогів Олександра Сакорська ознайомить нас з обраними персоналіями з історії українського мистецтва, починаючи з кінця ХІХ століття. Цим доробком ми розповідаємо про митців, які народилися в межах сучасної України, досліджуючи їхні зв’язки з українською історією, музикою, літературою та суспільством.

Багатьох з цих митців було репресовано в радянський період, а деякі імена і досі залишаються незнаними за межами України. У цій серії ми хотіли б розглянути, як змінилася українська культурна ідентичність із створенням Радянського Союзу, і пов’язати це з тим, як культурні дискурси та ідентичність знову переосмислюються через катастрофу нинішньої війни.

Ми з нетерпінням чекаємо дізнатися більше про захоплюючі мистецькі традиції України!

Ілля Рєпін

Ілля Рєпін (1844, Чугуєв Харківської губернії – 1930, Куоккала, Фінляндія- зараз Рєпіно, Росія) походить з козацького роду, народився в Чугуєві, що на північному сході України. Місто це, що на схід від Харкова, є серцем історичного регіону, відомого як «Слобідська Україна». Репін почав мистецькі практики з розпису та орнаментування традиційних українських писанок – ремесла, яке було і залишається дуже популярним в Україні. Першим учителем мистецтва для Репіна став місцевий український іконописець. Відчутний вплив на творчість живописця також мав традиційний український епос (думи) та поезія Тараса Шевченка (1814–1861) – популярного українського письменника, художника та політичного діяча, фольклориста й етнографа, портрет якого пізніше написав Рєпін.

Навчання в Санкт-Петербурзі та Парижі

Рєпін продовжує свою художню освіту в Академії мистецтв у Петербурзі. Це період, коли його творчість пронизана українською тематикою. З 1873 по 1876 рік Рєпін подорожує Італією і оселяється в Парижі, де надихається творчістю французького реаліста Гюстава Курбе, а також імпресіоністами. Едуард Мане особливо вразив Рєпіна, його манеру східноєвропейський майстер деякою мірою наслідував.  Та навіть у Парижі Рєпін не міг забути рідну Україну: французьким періодом датуються два портрети на українську тематику — Українка та Українка біля плетеного паркану.

Повернення на Батьківщину

Після перебування в Парижі Рєпін повернувся на Батьківщину в 1876 році. Ці роки, 1876-77, стали найщасливішими у житті художника: народився його єдиний син, а сам Рєпін пережив творче переродження. Він із захопленням вбирав побут і звичаї українських провінцій, висловлюючись: «Як чарівно! Яка насолода! […] Тільки українські та паризькі дівчата справді вміють зі смаком одягатися!». Цю прихильність та глибоке знання української культури можна побачити на картині Вечорниці, що закінчена у 1881 році, де зображено групу українських народних танцюристів.

Невичерпний інтерес до української історії та культури надихнув Репіна до амбітних проектів, як-от масштабна історична картина Запорожці, розпочата у 1878 році, а закінчена лише через тринадцять років, у 1891. Одним із натхнень для створення  цієї детальної, монументальної роботи стали публікації українського історика Миколи Костомарова (1814–1885), який у своїй творчості звертався до Вольтера, а останній стверджував, що «Україна завжди прагнула бути вільною». Ця картина була нагороджена золотою медаллю на міжнародних виставках у Мюнхені та Будапешті в 1895 році.

У складі Товариства пересувних художніх виставок, передвижників, Рєпін подорожує Україною в 1880 р. у супроводі свого учня Валентина Сєрова (1865–1911), малюючи до етюдника «Малоросійські типи». Ці ескізи він згодом застосував для картини «Запорожці». Під час подорожі Рєпін і Сєров вивчали зброю та костюми, зображували місцевих жителів та малювали сільську місцевість. У цей період Рєпін відвідував Качанівський палац що у Чернігівській губернії (нині – Національний історико-культурний заповідник «Качанівка»), тодішню резиденцію відомого українського колекціонера Василя Тарновського (1837–1899). Серед інших гостей маєтку Тарновського цього періоду були: Микола Гоголь, Тарас Шевченко, Михайло Врубель і Михайло Глінка.

Ще один пізніший шедевр Рєпіна — картина Не чекали — твір із глибоким розумінням психології. Знову ж таки, в композиції присутні впізнавані українські мотиви, як-от портрет Тараса Шевченка.

Переїзд до Фінляндії

На початку ХХ століття Рєпін дедалі важче переживав зростання російського націоналізму в Україні. Після здобуття Фінляндією незалежності в 1917 році він переїхав до цієї країни і залишився там до кінця.  Радянський Союз пропонував йому повернутися до СРСР, та Репін завжди відмовлявся. Після смерті у 1930 р. художник був похований у парку біля рідного дому. На мольберті у його кімнаті знайшли незакінчену картину Гопак та пошарпаний примірник поетичної збірки «Кобзар» Тараса Шевченка. Сьогодні будинок Рєпіна – це музей, присвячений художнику, розташований у селищі Рєпіно, Росія (тодішня Куоккала, Фінляндія) назване так в 1948 році на честь свого найвідомішого мешканця.

Зв’язок з Максом Ліберманом

Обидва митці, Ліберман та Рєпін, були членами Patronage Committee of the Esposizione Internazionale d’Arte della Città di Venezia [Венеційської бієнале] у 1897 році. Російський виставковий зал на Бієнале цього року був важливим майданчиком для презентації доробку в Італії. На думку журі конкурсу, картина Рєпіна Дуель стала тим твором, який викликав найгучнішу критику та найрізноманітніші думки.

Як писав критик Ахілле де Карло про виставку в 1897 році:

«Художній темперамент росіян, мабуть, найтонший і досконаліший; тому що південний колорит і запал доповнюються тонкістю фантазії, нейтральними градаціями північних людей, великою наївністю молодої нації та вмінням асимілюватися, вибираючи з кожної школи найкраще, без наслідування  та рабського імітування. Щоправда, в них ще є щось варварське; вони трохи помпезні, вони насолоджуються всіма тими ефектами та контрастами, як діти чи примітивні люди; окрім думок і глибоких ідей, знайдеться наївність, що межує з умовністю, де неодмінно з’явиться якщо не європеєць, то козак».

Ще один цікавий спільний факт просліджується у творчому шляху  Лібермана та Рєпіна.  Обидва митці робили ілюстрації до De Geïllustreerde Bijbel (Ілюстрована Біблія, 1900) – голландського видання Біблії, ініційованого the Illustrated Bible Society, що містить 100 ілюстрацій (геліогравюр) 27 художників з усього світу. Видання оздоблене британським художник та ілюстратором Волтером Крейном.