Dora Hitz
18.11.2022 von Rahel Schrohe
Zum 98. Todestag
In genau zwei Jahren, am 20. November 2024, jährt sich der Todestag der Künstlerin zum 100. Mal. Anlässlich dieses Ereignisses richtet die Liebermann-Villa am Wannsee im Herbst 2024 eine erste umfassende Ausstellung zum Werk der Künstlerin Dora Hitz (1853–1924) aus. Seit 99 Jahren ist es die erste monografische Ausstellung in Berlin. Das in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Bröhan-Museum entwickelte Projekt kann schon jetzt als Highlight des Berliner Kunstherbstes 2024 vorgemerkt werden! Im Folgenden gibt die Kuratorin Rahel Schrohe erste Einblicke in das geplante Vorhaben.
„Vertreterin einer neuen Darstellungs- und Empfindungsweise“
„Wie vor fünfzehn Jahren Liebermann, ist jetzt eine Frau bei uns die Vertreterin einer neuen Darstellungs- und Empfindungsweise; wie Jener aus französischer Schule hervorgegangen und doch individuell.“ Das schrieb der Kunstkritiker W. Dietrich im Jahr 1896 in der Zeitschrift „Die Zukunft“ und er meinte damit die Malerin Dora Hitz, die wenige Jahre zuvor nach Stationen in München, Bukarest, Paris und Dresden nach Berlin gezogen war. Hitz stand für eine eigenständige, fortschrittliche und symbolistisch geprägte künstlerische Haltung und sorgte damit für Aufsehen im Berliner Kunstbetrieb.
In Berlin um 1900
In den Jahren um 1900 war Dora Hitz eine Schlüsselfigur der Berliner Kunstszene und bestimmte deren Entwicklung hin zu internationalem Rang maßgeblich mit. Sie war nicht nur Mitglied in avantgardistischen Künstler*innengruppen sondern zählte auch als eine von nur vier Frauen zu den Gründungsmitgliedern der Berliner Secession in den Jahren 1898/1899. Von Beginn an machte sie sich als gefragte Porträtistin der Berliner Gesellschaft und insbesondere auch als Malerin eindrücklicher Mutter-Kind-Darstellungen einen Namen. Sie gründete eine eigene Malschule, in der sie zahlreiche Künstlerinnen ausbildete, veröffentlichte bildkritische und poetische Texte und wurde im Jahr 1906 mit dem renommierten Preis der Villa Romana und dem damit einhergehenden Florenz-Stipendium ausgezeichnet.
Gut bekannt mit Max Liebermann
Max Liebermann und Dora Hitz kannten einander gut und schätzten sich. Wahrscheinlich waren sie sich bereits in den 1880er-Jahren in Paris begegnet. Später stellten sie häufig gemeinsam aus, nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit. In Berlin trafen sie immer wieder aufeinander – u.a. im Rahmen der Ausstellungen der Berliner Secession, aber auch bei gemeinsamen Freunden und Freundinnen. Hitzʼ „Bildnis eines jungen Mädchens“ hing für längere Zeit in direkter Nähe von Liebermanns „Flachsspinnerinnen“ in der Sammlungspräsentation der Nationalgalerie.
Dora Hitz heute
In der Zeit der Inflation und des Ersten Weltkrieges gerieten die Künstlerin und ihr Werk, wie viele andere auch, in Vergessenheit. Anlässlich des 100. Todestages von Dora Hitz im Herbst 2024 lädt die Liebermann-Villa am Wannsee dazu ein, ihr umfassendes und vielschichtiges Œuvre wiederzuentdecken.
Im Gespräch mit Dr. Sabine Meister, Sammlungskuratorin am Bröhan-Museum, gibt die Kuratorin der Ausstellung, Rahel Schrohe, Einblicke in das Ausstellungsvorhaben. Im Rahmen ihres Dissertationsprojekts ermittelte Rahel Schrohe neue Erkenntnisse zu Leben und Werk von Dora Hitz, unter anderem dazu, wie die Künstlerin mit dem Feminismus und dem französischen Symbolismus verbunden war und zum Geburtsjahr der Malerin, welches auf 1853 und nicht auf 1856 zu datieren ist.
„[…] Was ja einiges verändert, da ist sie nicht mit 13 in die weite Welt […]“