Ein Porträt des jungen elegant gekleideten Malers Max Liebermann
Max Liebermann als 25jähriger in Weimar, 1872, Max-Liebermann-Gesellschaft

Liebermann und die „junge Kunst“ – #1

22.5.2023 von Viktoria Krieger & Liora Furema

Hintergründe zur kommenden Ausstellung „Die Zukunft für sich“ mit Studierenden der UdK

Hinter den Kulissen stecken wir mitten in den Vorbereitungen unserer Sommerausstellung „Die Zukunft für sich. Studierende der UdK in der Liebermann-Villa“. Auf unserem Blog begleiten wir den kuratorischen Entstehungsprozess und geben Ihnen Antworten auf die Fragen: Wieso zeigt die Liebermann-Villa diesen Sommer zeitgenössische Kunst? Welche Netzwerke haben Liebermann selbst zu seinem künstlerischen Erfolg verholfen? Hat sich Max Liebermann (1847–1935) für „junge Kunst“ interessiert? In vier Beiträgen spannen wir den Bogen von Max Liebermanns Anfängen bis heute, liefern Ihnen Hintergründe zu Liebermanns künstlerischem Austausch und den heute an der UdK studierenden Künstler*innen.

Im ersten Beitrag richten Viktoria Krieger, wissenschaftliche Mitarbeiterin, und Liora Furema, Praktikantin, den Blick auf die Vergangenheit, untersuchen Max Liebermanns frühes Schaffen und wie er sich erfolgreich ein Netzwerk aufbauen konnte.

Ein Porträt des jungen elegant gekleideten Malers Max Liebermann

Abb. 1 Max Liebermann als 25jähriger in Weimar, 1872, Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin

Max Liebermann in jungen Jahren

Bekanntlich ist aller Anfang schwer, so auch bei Max Liebermann (Abb. 1). Seine Familie stand seiner künstlerischen Neigung kritisch gegenüber. Der Vater als erfolgreicher Textilfabrikant, wünschte sich, dass sein Sohn Jura studieren würde. Liebermann schrieb sich nach der Schule zunächst für ein Studium der Chemie an der Friedrich-Wilhelm-Universität ein. Er blieb nur kurze Zeit dabei und setzte schlussendlich seinen großen Wunsch des Kunststudiums durch. Im Frühjahr 1868 begann er sein Studium an der Großherzoglichen-Sächsischen Kunstschule in Weimar. Der deutsch-französische Krieg von 1870–1871 unterbrach nur für kurze Zeit sein Studium, ein gebrochener Arm war nur schlecht verheilt und daher musste er nicht in den Militärdienst eintreten.

Ein sehr dunkles Gemälde. Es zeigt Frauen und Männer bei der Arbeit. Sie rupfen die Federn der weißen Gänse und auf dem Boden liegen Federn und Stroh.

Abb. 2 Max Liebermann, Gänserupferinnen, 1871/1872, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger, CC BY-NC-SA 4.0

Erste prägende Begegnungen

Eine Begegnung mit dem aus Ungarn stammenden realistischen Maler Mihály von Munkácsy in Düsseldorf 1871 wurde wegweisend für Liebermanns künstlerischen Stil. 1873 besuchte er das Atelier von Hans Makart in Wien und war beeindruckt von dessen Talent. Des Weiteren studierte er auf seinen Reisen die künstlerischen Vorbilder im Louvre in Paris, Frans Hals in Haarlem und Rembrandt van Rijn in Amsterdam. In Barbizon widmete er sich der Pleinair-Malerei. Mit dem Genrebild der Gänserupferinnen (Abb. 2) erzielte Max Liebermann 1874 erste Erfolge im Pariser Salon. Danach folgten Studienjahre in Paris und München. Nach München – damals Zentrum der naturalistischen Malerei – kam Liebermann auf Empfehlung seines dort ansässigen Künstlerfreundes dem Porträtmaler Franz von Lenbach.

Ein Einblick in ein elegantes Künstleratelier. Überall sind Kunstwerke zu entdecken. Sie lehnen an der Staffelei, an den Wänden und an der Treppe. Zwischen den Arbeiten stehen einige Stühle und das Malwerkzeug ist verteilt im Raum.

Abb. 3 Im Atelier Liebermanns, 1904, in: Die Woche, Nr. 47, Foto: Zander & Labisch, Berlin

Zurück in Berlin

Während seiner Zeit in München freundete sich Liebermann u.a. mit Künstlern wie Friedrich August von Kaulbach und Wilhelm Leibl an. Zurück in Berlin trat er (Abb. 3) in den Verein der Berliner Künstler ein und blieb diesem bis 1903 treu. 1888 wurde Liebermann vom Kaiser die kleine goldene Medaille für Kunst verliehen. Zwei Jahre später waren seine Arbeiten in der Kunsthandlung von Th. Salomon & Co in der Friedrichstraße ausgestellt und wurden wie folgt rezensiert:

„Wie sich die Anschauungen in der Kunst wandeln! Vor fünfzehn Jahren noch hatte man für Liebermann in Berlin nur ein spöttisches Achselzucken; jetzt ist er der Führer der großen Naturalistenschule, die unaufhörlich ältere und neuere Kräfte in ihre Kreise zieht […] Damit fand sie den Weg zu ihrem, Vielen nüchtern erscheinenden Stoffgebiet, zu dem Dasein der sogenannten ‚kleinen Leute´ und ihrer Arbeit. Es wurde daraus eine Art Sozialmalerei.“

In demselben Jahr wurde in London die Ausstellung „Deutscher Kunst und Industrie-Erzeugnisse London“ auf dem Earl’s Court veranstaltet und Liebermann gehörte zu einem 146-köpfigen deutschen Ehrencommittee. Etwa 300 Künstler stellten rund 700 Werke aus, darunter auch der Berliner Maler.