Über die Ausstellung
Welche Wege nahmen Kunstobjekte seit ihrer Entstehung? Wer besaß sie und wann wurden sie verkauft oder ausgestellt? Das sind die zentralen Fragen der Provenienzforschung (aus dem Lateinischen provenire = hervorkommen, entstehen). Diese kunsthistorische Disziplin untersucht die Herkunftsgeschichte und Besitzverhältnisse von Kulturgütern. Neben der Forschung zu Kulturgutenzug im kolonialen Kontext, in der Sowjetischen Besatzungszone oder in der DDR steht in Deutschland besonders die Provenienzforschung im Rahmen der nationalsozialistischen Vergangenheit im Vordergrund. Ab 1933 wurden viele Kunstwerke jüdischen Besitzer*innen enteignet oder mussten verfolgungsbedingt verkauft werden. So dient die Provenienzforschung heute dazu, unrechtmäßige Besitzwechsel während der NS-Zeit offenzulegen und – im Idealfall – eine „gerechte und faire Lösung“ mit den Erb*innen zu finden.
Dank einer Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste konnten seit 2020 rund 150 Werke der Sammlung der Max-Liebermann-Gesellschaft, dem Trägerverein der Liebermann-Villa am Wannsee, auf sogenanntes NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut überprüft werden. Obwohl einige Werke durch mögliche NS-Verfolgung belastet sind, haben viele erfreulicherweise unbedenkliche Provenienzen. In unserer Ausstellung stellen wir eine Auswahl der Forschungsergebnisse vor. Wir erzählen von den Herkunftsgeschichten ausgewählter Exponate, vom Umfeld Max Liebermanns und von den Herausforderungen, die das Forschungsfeld bereithält.
Besonders dankbar sind wir der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, die sich bereit erklärt hat, die Schirmfrauschaft über unsere Ausstellung zu übernehmen und uns damit in unserer Arbeit für die Erinnerung an Max Liebermann und seine Familie sehr bestärkt.