Ein jüngerer Kollege sitzt dem Maler Max Liebermann gegenüber. Sie sind im Maleratelier am Brandenburger Tor. Zwischen ihnen steht eine Staffelei und an der Wand hängen Kunstwerke.
Max Liebermann und Fritz Heyder im Atelier am Pariser Platz, 1922, © Wolfgang Immenhausen

Liebermann und die „junge Kunst“ – #3

22.6.2023 von Viktoria Krieger & Liora Furema

Hintergründe zur kommenden Ausstellung „Die Zukunft für sich“ mit Studierenden der UdK Berlin

Auf unserem Blog begleiten wir den kuratorischen Entstehungsprozess unserer kommenden Ausstellung „Die Zukunft für sich. Studierende der UdK Berlin in der Liebermann-Villa“ und geben Ihnen Antworten auf die Fragen: Wieso zeigt die Liebermann-Villa diesen Sommer zeitgenössische Kunst? Welche Netzwerke haben Liebermann selbst zu seinem künstlerischen Erfolg verholfen? Hat sich Max Liebermann für „junge Kunst“ interessiert? In vier Beiträgen spannen wir den Bogen von Max Liebermanns Anfängen bis heute, liefern Ihnen Hintergründe zu Liebermanns künstlerischem Austausch und den heute an der UdK Berlin studierenden Künstler*innen der Fakultät Bildende Kunst.

Anknüpfend an den ersten und zweiten Beitrag suchen Viktoria Krieger, wissenschaftliche Mitarbeiterin, und Liora Furema, Praktikantin, weitere Antworten auf die Frage, wie sehr Liebermann die „junge Kunst“ schätzte und seine Kollegen unterstützte.

Ein jüngerer Kollege sitzt dem Maler Max Liebermann gegenüber. Sie sind im Maleratelier am Brandenburger Tor. Zwischen ihnen steht eine Staffelei und an der Wand hängen Kunstwerke.

Max Liebermann und Fritz Heyder im Atelier am Pariser Platz, 1922, © Wolfgang Immenhausen

Künstlerkollegen

Wir nennen in diesem Blogbeitrag explizit die männlichen Künstlerkollegen, denn über Künstlerinnen, die Liebermann unterstützte, ist wenig Material überliefert. Selbstverständlich hatte Max Liebermann auch Künstlerkolleginnen bspw. in der Berliner Secession, wie die Grafikerin Käthe Kollwitz und die Malerin Dora Hitz, die federführend involviert waren.

Historisches Schwarzweißfoto von mehreren älteren Personen in feiner Kleidung, die sich ein großes Blatt angucken.

Max Liebermann und Käthe Kollwitz bei der Jurierung einer Akademieausstellung, Foto aus dem Jahr 1927 © Nachlass Kollwitz, Käthe Kollwitz Museum Köln

Auch Charlotte Berend-Corinth, Gustava Iselin-Haeger, Sabine Lepsius, Clara Sievert, Maria Slavona, Julie Wolfthorn und Augusta von Zitzewitz stellten dort stets aus. Mit ihnen wird Liebermann immer wieder in engem Austausch gestanden haben, dieses Thema ist jedoch im Detail noch weiter zu erforschen. Das Thema „Frauen der Secession“ war 2012 und 2015 in zwei Ausstellungen in der Liebermann-Villa behandelt worden. Die Arbeiten der Fotografinnen Gerty Simon und Minya Diez-Dührkoop wusste Liebermann, das geht aus seinen erhaltenen Briefen hervor, sehr zu schätzen und bezeichnete ihre Aufnahmen als „ausgezeichnet“.

Wilhelm Leibl

Max Liebermann unterstützte u.a. den Münchner Maler Wilhelm Leibl (1844–1900). Leibl ermöglichte er Ausstellungsbeteiligungen und setzte sich für Ankäufe seiner Werke in der Hamburger Kunsthalle ein. Er besuchte ihn auch einst auf dem Land in Bayern, vermutlich in seinem Haus in Bad Aibling, im kleinen Ort Berbling.

Porträt eines jungen Mannes

Wilhelm Leibl, Selbstbildnis des Achtzehnjährigen, 1862, Wikimedia Commons, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover

Lesser Ury

Neben Wilhelm Leibl setzte sich Max Liebermann auch für den in Berlin ansässigen Lesser Ury (1861–1931) ein, auch wenn ihre Beziehung später einen anderen Weg nahm. Dem Maler Lesser Ury half Liebermann zeitweise finanziell aus. Er konnte sich davon Materialien zum Malen kaufen, um damit die Miete fristgerecht zu bezahlen. Liebermann nutzte auch seine Kontakte und machte Ury mit wichtigen Akteuren der Kunstwelt bekannt.

Auf dem Selbstbildnis zeigt sich der Maler Lesser Ury elegant gekleidet mit einem Anzug und einer runden Brille.

Lesser Ury, Selbstporträt, 1898, Leo Beack Institute, LBI Art & Objects Collection, 77.41.

Auch für Ury legte Liebermann ein gutes Wort ein, er verteidigte seine späte Anmeldung beispielsweise am 7. April 1892 wie folgt:

„Herr L. Ury war durch Krankheit an rechtzeitige[r] Anmeldung verhindert und […] es [wäre] äußerst schmerzhaft für den jungen Künstler, wenn es ihm wegen einer Verspätung von einigen Tagen unmöglich gemacht werden sollte, nicht auszustellen“. Lesser Ury war Liebermann äußerst dankbar für seine Unterstützung und nannte ihn seinen „Künstlervater“.

Gutachten für den Nachwuchs

Gutachten erstellte Max Liebermann auch und beurteilte die Arbeiten seiner jungen Kollegen. In einem Brief an Alfred Lichtwark schrieb er beispielsweise: „[…] ich möchte Ihnen einen jungen Hamburger Bildhauer Reger empfehlen, der sich um den Preis aus der Fölsch-Stiftung bewirbt u. dessen Arbeiten mir sehr hoffnungsvoll zu sein scheinen. Er ist auf gutem Wege und bedarf nur der Mittel, um ruhig weiter studiren [sic] zu können“. Wenn er vom Talent anderer überzeugt war, bat er Museumsleute und Kunstsammler um Unterstützung – oder er nutzte sein Netzwerk. Über diesen Aspekt erfahren Sie im vierten und letzten Beitrag mehr.